AUSSTELLUNGEN IN DER KUNSTHALLE SÜDWESTFALEN
Zahlreiche Ausstellungen begleiten das Programm derKunsthalleSüdwestfalen.
Sie bieten Künstlern und Besuchern einen regen Austausch und viel Gesprächsstoff.
Rückblick:
ZU SCHÖN


Die Ausstellungsfläche wurde zum zweiten Mal um spannende Räume erweitert. Zusätzlich zu einer "klassischen" Ausstellung von Kunstwerkenanweißen Wänden steht in diesem Jahr wieder ein ehemaliger - seit Jahren ungenutzter - Waschraum im Zentrum der Ausstellung. Für dessen 18 Duschkabinen wurden individuelleKunstwerkegeschaffen.


Zu den Arbeiten:


Maike Reininghaus

Maike Reininghaus zeigt sowohl aktuelle Collagen als auch ihre neue Foto-Serie "VENEdig". Obwohl an den "klassischen" Orten fotografiert, erzählen die Bilder ihrer Serie eine andere Geschichte - eine Geschichte, die viel Freiraum lässt für den Betrachter. Das Wasser und die Gassen der Stadt werden zu Venen - die Gefäße die zum Herzen führen. Die melancholischen Schwarz-Weiß-Bilder zeigen ein Bild Venedigs, wie man es selten zu sehen bekommt. In ihrer aktuellen Collagen-Serie mit dem Titel "Sei" beschäftigt sich Maike Reininghaus wieder konsequent mit dem Schönheitsideal unserer Epoche. Die dadaistisch anmutenden Versatzstücke ihrer Arbeiten wirken wie der zerbrochner Spiegel einer Gesellschaft. Maike Reininghaus transferiert die Symbiose aus Kunst und Schönheitsideal in die Neuzeit. Das Spiegelbild wird zur Modeerscheinung und Selbstdarstellung in einem.



Edgar Busch

"Strohhalm-Design" ist das jüngste Projekt des Hagener Designers und Künstlers Andreas Edgar Busch.

Dem Stroh- oder Trinkhalm, eigentlich ein alltägliches Wegwerfprodukt, wird durch die Umarbeitung zu Objekten eine gänzlich neue Bedeutung gegeben. Die Ästhetik des Strohhalms, die starke Farbigkeit, die glänzende Oberfläche, die strenge Form und die Transparenz des Materials hat einen ganz eigenen Reiz, der erst dadurch wirklich zur Geltung kommt, indem der Strohhalm in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt wird. Durch die jeweilige Anordnung der einzelnen Halme zueinander entstehen neue, sinnlich erfahrbare Zusammenhänge. Mal als neuer funktionaler Gegenstand, mal als poetische Abbildung einer Realität, mal rein abstrakt, wie in der Installationsarbeit "Krake". Ob dies nun Kunst, Design, Trash oder Kitsch ist, liegt im Auge des Betrachters.



Jochem Ahmann 

In der Kunsthalle Südwestfalen zeigt Jochem Ahmann die fünfteilige Arbeit "Bay mir bistu sheyn". Es handelt sich umüberarbeiteteSelbstportraits mit scheinbar vordergründig naiven und doch ironisch-subversiven Botschaften. Das Werk von Jochem Ahmann repräsentiert eine Haltung, die aus einemspielerischenAnsatzheraus,hintergründige und tiefsinnige Situationen erschafft, aus großer Leichtigkeit tiefen Ernst schöpft. Jochem Ahmann hat dabei Möglichkeiten erarbeitet, Kommentare zur Zeit aufeinem hohenkünstlerischen Niveau zu formulieren. Dabei ist sein Aktionsfeld keineswegs auf den traditionell geschützten Raum der Kunst beschränkt. Vielmehr enthält seine Kunst ein Potential, das sichin denverschiedensten insbesondere nichtkünstlerischen Zusammenhängen menschlichen Zusammenlebens entfalten kann.



Pee Groos

Mit den alten Duschkabinen in der Kunsthalle Südwestfalen wurde ein Ausstellungsort gefunden, der mit seinem morbiden Wesen einegeeigneteUmgebung für das Werk von Pee Groos bietet - sucht sie doch selbst immer wieder Orte mit einer Geschichte, wie Dachböden oder ehemalige Industriehallen auf, um ihre Arbeiten dort in Szene zusetzenund zu fotografieren. Die Inszenierungen in Skulptur und Fotografie, die Pee Groos präsentiert, zeigen Puppen, die sie zerlegt, neu zusammensetzt, beklebt, mit Farbe und Wachs bestreicht,ansengt,manchmal auf links dreht und dann in bühnenähnlichen Situationen anordnet. Die Künstlerin findet auf Flohmärkten, dem Sperrmüll oder bei Internetauktionen Puppen und Gegenständen, die bereitsdurchGebrauchsspuren gezeichnet sind und die sie weiter verarbeitet. Pee Groos sucht das Schöne im Hässlichen und das Hässlichen im Schönen.



Thomas Volkmann

Durch die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern haben sich Volkmanns Motive einer Metamorphose vollzogen. Eine leichtere, ironische Sichtaufdie Dinge steht nun wieder im Mittelpunkt seines Schaffens. Das in den letzten Jahren überwiegend eingesetzte Schwarz ist einer hellen, teilweise schon grellen Farbigkeit gewichen. ThomasVolkmannzeigt in diesem Jahr aktuelle Collagen und Malerei. In seinen neuen Arbeiten setzt Thomas Volkmann seine radikale, expressive Malerei fort - doch durchbricht er sie mit collagenhaften undtextlichenEinschüben. Eine Assoziationskette aus Literatur, Mythologie und Kunstgeschichte wird in wuchtigen Pinselstrichen mit collageartigen Eingriffen und diversen Zitaten verwoben. Ein auf denersten Blickverwirrend erscheinender Kosmos erschließt sich sobald man sich darauf einlässt.   



Jürgen Schubbe

Im letzten Jahr war Jürgen Schubbe mit seiner expressiven Malerei bereits zu Gast im Gewerbepark. Neben seinen Bilder zeigte er die ersten Holzskulpturen, die er mit Kettensägen bearbeitete. In diesem Jahrstehen ausschließlich seineneuen Skulpturen im Mittelpunkt. Sein Schaffensdrang war enorm und so gibt es wieder einiges Neues zu entdecken.


Zu den Arbeiten:


Betrachtet man die neuen Arbeiten von Thomas Volkmann fällt einem als erstes auf, dass sich seine Farbpalette verändert hat. Das in den letzten Jahren überwiegend eingesetzte Schwarz ist einer hellen, teilweise schon grellen Farbigkeit gewichen. Darüber hinaus sind auch die von ihm seit Jahren ins Zentrum seiner Bilder gerückten - oftmals weit aufgerissenen - Münder beinahe vollständig aus dem Werk verschwunden. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern haben sich seine Motive einer Metamorphose vollzogen. Eine leichtere, wenn auch ironische Sicht auf die Dinge steht nun wieder im Mittelpunkt seines Schaffens.


Eine Assoziationskette aus Literatur, Mythologie und Geschichte wird mit collage-artigen Eingriffen und diversen Zitaten verwoben. Ein auf den ersten Blick verwirrend erscheinender Kosmos erschließt sich sobald man sich darauf einlässt. Volkmanns Werke sind eine Herausforderung für den Betrachter aber auch ein intellektuelles Vergnügen.


Darüber hinaus zeigt Thomas Volkmann Übermalungen von Fotografien einer Tanzperformance zu Oscar Wildes "Salome". Die Performance, aus der diese Werke entstanden, wurde während der Dortmunder Museumsnacht aufgeführt.


In der zeitgenössischen Kunst wird das Schönheitsideal immer wieder kritisch hinterfragt - so auch in der aktuellen Serie von Maike Reininghaus, die siegemeinsam mit Thomas Volkmann geschaffen hat. Grundlage für jedes Werk ist ein gezeichnetes Portrait, das sich mal mehr, mal weniger entfremdet in den Arbeiten wiederfindet. In den einzelnen Werken finden sich Querverweise zu Hieronymus Boschs 

Höllendarstellungen, dem Literaten William S. Burroughs, dem androgynen Avantgarde-Musiker Marylin Manson wie auch zur biblischen Salome-Erzählung. Maike Reininghaus transferiert die Symbiose aus Kunst und Schönheitsideal in die Neuzeit.

Die Arbeiten von Jürgen Schubbe konzentrieren sich auf den Menschen. Ihm geht es dabei nicht um ein realistisches Abbild oder das Festhalten vonäußerlichen Merkmalen. Die Köpfe und Gesichter, die häufig das Format seiner Bilderfüllen, bieten dem Betrachter kein den konservativen Sehgewohnheitenentsprechendes Porträt, sondern die Konfrontation mit einer Gestalt, die irritierende,bisweilen sogar dämonische Züge trägt. Somit kommt es auch hier zu einem Dialog zwischenWerk und Betrachter, zu einer Wechselwirkung zwischen dem Sehenden und demGesehenen. Da aber das Werk aufgrund seines Sujets sein Gegenüber zu fixierenscheint, bedeutet dies eine ganz unmittelbare Hinterfragung des Betrachters, seinerRolle als sehendem Subjekt und somit auch weitreichenderer, scheinbarselbstverständlicher Annahmen des menschlichen Seins.


Schubbe stellt den Menschen ins Zentrum seines Schaffens und fordert durch seine Werke den Betrachter zu einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst. Der Mensch als Bildinhalt wird gleichsam zum gesellschaftlichen und psychologischen Werkzeug und wirkt somit auf den (sich selbst) betrachtenden Menschen dialogisch ein.


Die neue Serie der Künstlerkooperation KANIA.VOLKMANN mitdem Titel EGOLAND besteht ausObjekten, deren Grundform der Idee eines Legosteines entsprungen ist. Die Objekte bietenunterschiedliche Ausgangspunkte, die miteinander in Verbindung gebracht werden und zuunterschiedlichen Assoziationen reifen können.


Die "Häuser" in Form von LEGO-Steinen aus Beton und Gips wirken in ihrer Geradlinigkeit modern, durch ihre gebrochenen Kanten aber nicht wie eine "Vorzeige-Siedlung". Die Gebäude können auch stellvertretend für die Bewohner gesehen werden - sie sind individuell (EGO) aber auch einförmig. Die Form der abstrahierten LEGO-Steine hat einen hohen Bekanntheitsgrad. Sie stehen sowohl für Einfachheit als auch für Kreativität. Jeder, der in seiner Kindheit LEGO-Steine in Händen hielt, assoziiert damit individuelle Erlebnisse. Der Titel "EGOLAND" spiegelt die Gesellschaft als Land der Egos. Jeder ist sich selbst der Nächste und ist vom Wunsch nach Individualität geprägt und scheitert dabei kläglich.


Die Kunsthalle Südwestfalen dankt "Alles Werbung!" für die Erstellungder EGOLAND-Digitaldrucke.


AB 8ZEHN

Eine Ausstellung mit KANIA.VOLKMANN, Udo Unkel, Heike Demleitner und Hartmut Funke


Zusätzlich zu einer "klassischen" Ausstellung von Kunstwerken an weißen Wänden wurde ein ehemaliger - seit Jahren ungenutzter - Waschraum in das Zentrum der Ausstellung integriert. Für dessen 18 Duschkabinen wurden 18 Kunstwerke geschaffen, die unter anderem die Themen Sünde, Reinigung und Ritual thematisieren.


Die Künstlerkooperation KANIA.VOLKMANN zeigt unter anderem die Arbeit "Made in Bangladesh - Ausbeutung bis aufs letzte Hemd³. Thematisiert wird in diesem Werk die Jagd von globalen Textilindustrien nach immer billigeren Arbeitskräften. Zahlreiche Markenfirmen der Modebranche lassen ihre Ware in Ländern fertigen, in denen Arbeiter für Hungerlöhne unter unwürdigen Bedingungen tätig sind und die Markenrechte besser geschützt sind als die Rechte der Arbeiter. Stickrahmen, Schnittmuster und Logos bekannter Hersteller ergeben eine faszinierende wie verstörende Raum-Collage. Ein weiterer Raum widmet sich unter dem Titel "Goldener Schnitt" dem Schönheitswahn unserer Epoche - der in der Modewelt und Schönheitschirurgie um die Wette eifert. Weitere Darsteller in den Kania.Volkmann-Installationen sind Literaten wir Burroughs, Schiller, Wedekind und mythologische Figuren wie Janus und Judas.


In seinen neuen Arbeiten setzt Thomas Volkmann seine radikale, expressive Malerei fort - doch durchbricht er sie mit collagenhaften und textlichen Einschüben. Eine Assoziationskette aus Literatur, Mythologie und Kunstgeschichte wird in wuchtigen Pinselstrichen mit collageartigen Eingriffen und diversen Zitaten verwoben. Frank Wedekinds Lulu trifft auf William S. Burroughs. Christliche Mythologie trifft auf Ikaros - Dante auf Pina Bausch. Ein auf den ersten Blick verwirrend erscheinender Kosmos erschließt sich sobald man sich darauf einlässt. Gedankenströme werden zu Malerei, die bei Thomas Volkmann auch schnell Formate von 4 mal 4 Meter annehmen können.  


In seiner aktuellen Serie werden selbst die gemalten Passagen zu Teil einer übergeordneten Collage. Die Malerei tritt zurück - dafür steht das Konzept und die reine Idee im Vordergrund. Kommentare und Zitate weisen dem Betrachter eine Richtung. Versucht man zu folgen, wird auch schon der nächste Faden aufgegriffen und man läuft Gefahr sich in dem wilden Konstrukt zu verheddern. Volkmanns Werke sind eine Herausforderung für den Betrachter - aber auch ein intellektuelles Vergnügen. 


Thomas Volkmann kombiniert in seinen heftig gemalten Großformaten Konzept und Symbolik mit Pathos und Parodie und verarbeitet dabei respektlos sein reichesRepertoire. Die Wucht seiner Arbeiten, ihre Direktheit und Expressivität wirken zugleichbeeindruckend und verwirrend. Für Volkmann hingegen geht es um nichts anderes als dieKunst.


Heike Demleitner, die am Royal Colleg of Art in London Kunst studierte, präsentiert - passend zu den Räumlichkeiten, die noch bis in die 80er Jahre als Waschräume dienten - Kunstobjekte aus Seife. Bei ihrer stetigen Beschäftigung mit Körpern im Raum entstehen die unterschiedlichsten künstlerischen Ergebnisse: von der Schellack-Zeichnung über Objekte aus Milchhaut und Schaumstoff bis zu komplexen 

Installationen.


Udo Unkels Skulpturen zeigen Geschöpfe, die im wahrsten Sinne zerrissen wirken - weder formal noch inhaltlich lassen sie eine genaue Definition zu. Feingliedrig - scheinbar in der Bewegung eingefroren - stehen sie im harten Kontrast zu ihrer Umgebung. Sie pendeln zwischen Abscheu und Ästhetik - die schwarzen Figuren verkörpern Vergänglichkeit und ein Aufbegehren im Jetzt.


Die Objekte, die Unkel oftmals mit elektronischen Attributen versieht, spielen mit dem Kontrast von kindlichem Entdeckertrieb und einem sich ausbreitenden unwohlen Gefühl in der Magengegend.


Stahlhelme, Schädel und Prothesen werden unter Udo Unkels Händen zu ironisch-kritischen Kunstwerken - immer nah am Zeitgeist, doch auch immer mit dem Wissen des kollektiven Gedächtnisses spielend. Das Vanitas-Motiv ist allgegenwärtig -mal in der Form harmloser Spiele - mal im zeitgeschichtlichen Kontext. 


Die Arbeiten von Udo Unkel treffen den Betrachter: mal in der Magengrube, mal in den Gehirnwindungen. Eines steht auf jeden Fall fest: Ohne Nachhall verlässt niemand Unkels Manege.


Hartmut Funke arbeitet seit Jahren im Bereich Film und zeigte eine Videoinstallation, die eigens für diese Ausstellung produziert wurde. Anleihen aus der Stummfilmzeit werden in die Neuzeit transferiert. Drama und Freude gehen Hand in Hand - das Damoklesschwert ständig im Blick.


Der Wolfmann kommt

Collagen und Malerei der Gewinner des Kunstpreises der Kunsthalle Südwestfalen.


10 von Künstlern geschnittene Grimassen 

Das Portrait im Holzschnitt oder Neun gegen Otto Dix


Silvia Liebig - Pariser Blätter
Collagen und Übermalungen, die während ihres Parisaufenthaltes entstanden

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Arbeiten von Christina Yaghmaei